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Pressespiegel

17.08.2008 08:43:30
Aida, Musical Sommer Amstetten
Musical Cocktail, August 2008
Nach zähen drei Jahre dauernden Verhandlungen um die Aufführungsrechte des Broadway Hits „Aida“, konnte dieser von Intendant Johann Kropfreiter endlich nach Amstetten geholt werden. Die 20. Amstettner Musicalproduktion, die wieder in der Eishalle stattfand, war auch gleichzeitig die 12., die von Kim Duddy und ihrem Team gemacht wurde. Sie war wieder für Regie und Choreographie verantwortlich, die musikalische Leitung oblag, wie konnte es anders sein, dem Dreamteam von Beat 4 Feet, Werner Stranka und Martin Gellner. Die Halle war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und das Publikum freute sich, dass es sich um keine Freiluftaufführung handelte, da sonst die Premiere ins Wasser gefallen wäre. Unter den Premierengästen konnten u.a. gesichtet werden: Rainhard Fendrich samt seiner Ina Nadine Wagler, Günter Tolar, Franz Suhrada, Rob Fowler und Sabine Mayer, Ilse La Monaca, Ruben Heerenveen, Caroline Frank, Maya Hakvoort, Carin Filipcic und eine ganze Abordnung von „The Producers“ (u.a. Andreas Bieber, Bettina Mönch, Rob Pelzer),die ihren freien Tag für einen Besuch bei „Aida“ nutzen.

Die Show war im großen und ganzen gut konzipiert, nur bei der Wahl der Sprache war man sich unschlüssig gewesen. Alles auf deutsch oder nur die Songs auf englisch, die Dialoge auf deutsch? Weit gefehlt. Man hatte sich zu einem Sprachgemisch der besonderen Art entschlossen, das sehr verwirrend war und nicht sehr passend wirkte. Einige der Titel wurden auf deutsch gesungen, einige auf englisch. speziell hier fiel auf, dass man auf die Bedürfnisse der Darsteller eingegangen war. Das wäre auch noch zu verstehen gewesen, aber dass in einem Song beide Sprachen gemischt wurden, war nicht sehr durchdacht. So sang z.B. Edenborn deutsch und Brennan englisch oder bei einem Quartett sangen zwei deutsch und zwei englisch. Eine weitere Theorie für das Sprachengemisch könnte sein, dass zwei Völker aufeinandertreffen, Ägypter und Nubier und jeder spricht in einer anderen Sprache. Alle Songs auf englisch wäre sehr von Vorteil gewesen, da die deutsche Übersetzung (Michael Kunze) sehr zu wünschen übrig lässt.

Das Stück beginnt in der ägyptischen Abteilung eines Museums. Ein Mann und eine Frau begegnen einander zufällig und wie es scheint das erste Mal. Doch die Seelen der beiden sind einander schon einmal begegnet. Vor vielen vielen Jahrhunderten. Die Statue der Pharaonin Amneris erwacht zum Leben und beginnt mit „Jede Geschichte handelt von der Liebe“ und „Dies ist die Story“ zu erzählen.

Hauptmann Radames kommt von einem Feldzug nach Ägypten zurück. Mit sich gebracht hat er auch etliche Sklaven unter denen sich auch Aida, die Tochter des nubischen Königs Amonasro befindet. „Wer viel wagt, der gewinnt“, denkt sich Radames und seine Soldaten, doch er hat nicht mit der aufmüpfigen Gefangenen Aida gerechnet, die er sich vornimmt zu zähmen. Er trennt Aida von ihren Landsleuten und schenkt sie seiner Verlobten Amneris. Von Zoser, seinem Vater erfährt Radames, dass der Pharao im Sterben liegt und er nach der Heirat bald zum neuen Herrscher werde. Es ist jedoch Zoser selbst, der das Oberhaupt des Landes langsam, aber unaufhaltsam durch kleine Dosen Arsen vergiftet. Bei „Eine Pyramide mehr“ zeigt sich Zoser’s Niederträchtigkeit, die Soldaten lassen ihre Muskeln spielen und stellen sogar eine lebende Pyramide dar. Mereb, Kammerherr und Hausmeister von Radames dient zwar im Palast, ist aber im Herzen Nubier geblieben. Er erkennt Aida („I know you“), verspricht ihr aber, sie nicht zu verraten. In den Gemächern der Prinzessin , die in Leoparden und Zebramuster gehalten sind (sogar ein Hometrainer im Zebralook ist vorhanden) räkelt sich Amneris und wartet vergeblich auf Radames. In „Mein Sinn für Stil“ besingt sie ihre große Leidenschaft – die Mode. Es gibt sogar eine kleine Modenschau mit interessanten ägyptischen Modellen, bei denen Flügel dominieren. Als Domina gibt sich auch Amneris, die, als sie ihr Outfit präsentiert, mit Sklaven, die angeleinte Hunde darstellen sollen („Barbarella“ lässt grüßen) auftritt. Diese Darstellung ist für ihren Charakter sehr unpassend, da Amneris nichts mit Sado-Maso zu tun hat, sondern nur ihr empfindsames Herz hinter ihren Kleidern versteckt. Auf diese Effekthascherei hätte man verzichten können. Der Pharao beschließt die Hochzeit seiner Tochter mit dem Hauptmann. Dieser ist nicht sehr glücklich, da er dann Ägypten für seine Feldzüge nicht mehr verlassen kann. Aida versucht ihn aufzuheitern bzw. ihn zu trösten. Die nubischen Sklaven verlangen von Aida Verantwortung für ihr Volk zu übernehmen. Sie wird vom Ensemble beim „Manteltanz“ umtanzt und alle rufen ihren Namen. Zum Schluss wird ihr symbolisch ein Mantel als Zeichen ihrer Huldigung umgelegt. Radames verteilt sein Hab und Gut, für Amneris ein Zeichen, dass er mit ihr im Palast ein neues Leben beginnen möchte. Doch Aida gesteht er in „Elaborate lives“, dass er sich nur für sie ändert und ein anderer Mensch werden will. Die Idylle wird zerstört, als Radames erfährt, dass der König von Nubien gefangen genommen worden war. Aida ist erschrocken und doch ist sie es, die ihrem Volk Mut und Hoffnung zuspricht. Beeindruckend wie Aida vor ihrem Volk a cappella „The gods love Nubia“ anstimmt. Ein einmaliges Gruppenfeeling kommt auf, vor allem, wenn alle am Ende des Songs gemeinsam am Bühnenrand in einer Linie stehen und Stolz und Stärke ausstrahlen.

Mereb hat einen Plan, mit dem er Amonasro aus dem Gefängnis befreien möchte. Er ermöglicht Aida einen Besuch bei ihrem Vater und dieser erinnert seine Tochter, dass sie für ihr Volk da sein muss und eine Liebe mit Radames keinen Platz hat. Aida singt ein traurig nachdenkliches „Easy as life“. Nachdem Radames von seinem Vater erfahren hatte, dass dieser seine Mutter in einem Bordell sterben ließ, will dieser nicht länger die Pläne von Zoser unterstützen. Dieser beschließt hingegen, dass Aida sterben muss, da sie eine Gefahr für die Ehe zwischen seinem Sohn und Amneris ist. Ein starkes Duett „Wie Vater, so Sohn“. Soldaten stürmen das Gefangenenlager, sie wollen Aida holen. Nehebka opfert sich für sie. Aida versucht Radames klar zu machen, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben. Es folgt das wohl bekannteste Duett des Stücks „Sind die Sterne gegen uns/Written in the stars“. Amneris belauscht jedoch die Unterhaltung und muss erkennen, wen Radames wirklich liebt („die Wahrheit“). Sie wird dennoch für die Hochzeit fertig gemacht. In die Vorbereitungen platz die Nachricht von der Flucht des nubischen Königs. Radames ist der Meinung, dass Aida ihn nur benutzt hat, um diese Flucht für ihren Vater zu ermöglichen. Doch sie beteuert ihre Liebe. Amonasro kann flüchten. Mereb opfert sich für seine Prinzessin, doch es ist sinnlos, sowohl Aida als auch Radames werden gefangen genommen. Amneris versucht in letzter Sekunde Radames zu einer Lüge zu überreden, damit ihm nichts passiert, doch dieser weigert sich, da er es nicht bereut für Aida zum Verräter geworden zu sein. Nachdem bekannt wurde, was für ein falsches Spiel Zoser gespielt hatte, wurde er vom Pharao getötet und es ist Zeit für die Urteilsverkündung für Aida und Radames. Amneris nimmt ihrem Vater dies jedoch ab und fällt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Entscheidung. Sie möchte, dass beide gemeinsam sterben. Im Gefängnis tasten sich die beiden vorsichtig zueinander. Eine berührende Szene, bei der auch schon mal die Augen feucht werden können. Dann werden sie in eine kleine Grabkammer geworfen, in der sie gemeinsam ihrem Tod entgegen sehen. Diese Schlussszene gleicht der vom Anfang. Im Museum begegnen sich Aida und Radames, zwei fremde Menschen, die in dieser Zeit nicht einmal mehr so heißen, aber doch eine gewisse magische Verbundenheit spüren.

Obwohl das Ende ein sehr trauriges ist, jubelt das Publikum, gibt standing ovations und feiert die Darsteller gebührend.

Als Radames konnte man den Schweden Mathias Edenborn gewinnen, der bereits in der deutschsprachigen Erstaufführung diesen Part übernommen hatte. Er trug eine legere Uniform mit einer Art Hosenrock, stellte aber trotzdem einen sehr männlichen Anführer des Heeres dar, der wusste, wie man mit dem Schwert umzugehen hat. Im Gegensatz dazu war er aber auch ein sanftmütiger Mann, der sein Herz an Aida verloren hatte. Leider ging etwas von der nötigen Leidenschaft verloren, woran sicher auch die Mischung von deutsch und englisch innerhalb eines Titels ausschlaggebend war.

Für Ava Brennan, die Aida, war es der erste Ausflug in Sachen Musical nach Österreich. Aber auch sie hatte schon bei der „Aida“ Tournee in Deutschland in die Titelrolle, wenn auch damals als Cover, schlüpfen dürfen. Die hübsche Darstellerin hat eine angenehm tiefe Stimme und wusste diese gekonnt einzusetzen. Brennan hatte eine ausgesprochen gute deutsche Aussprache, lediglich wenn sie viel Text auf einmal loswerden wollte, gab es Schwierigkeiten sie zu verstehen. Trotzdem wäre es interessant gewesen, wenn man sie auf deutsch singen hätte lassen.

Nazide Aylin, die zuletzt bei der ORF Sendung „Musical! Die Show“ aufgefallen war, konnte mit der Amneris ihre erste richtig große Rolle verbuchen. Stimmgewaltig spielte sie die modesüchtige ägyptische Prinzessin. Sie schaffte es, zum richtigen Zeitpunkt die verletzbare Seite des Charakters herauszukehren und ließ Amneris nicht nur oberflächlich erscheinen.

Als Mereb war mit Pehton Quirante ein bereits Amstetten erprobtes Gesicht zu sehen. Als vorlauter Diener sorgte er für Lacher, hatte aber auch ruhige, besinnliche Momente wie z.B. bei „I know you“. Leider war es auch seiner Figur nicht vergönnt das Endes des Stücks lebendig mitzuerleben, da er sich für Aida opferte.

Den hinterhältigen Zoser verkörperte Paul Vaes. Er wirkte durch sein forsches Auftreten richtig bedrohlich und gab den strengen Vater, der nur auf seinen Vorteil bedacht war, überzeugend. In kleinen Nebenrollen waren Walter Reynolds als Amonasro, Michael Flöth als Pharao und Nyassa Alberta als Nehebka zu sehen.

Das Ensemble bestand aus: Deborah Powell-Valentino, Lorna Dawson, Marcus Tesch, Laura Fernandez, Daniel Ioannou, Peggy Sandaal, Simon Eichenberger, Wanderson Wanderley, Andras Simonffy, Alan Kelly, Conchita Zandbergen, Daniella Foligno, David Anthony Cutler und bildete eine gut aufeinander abgestimmte Einheit, die Kim Duddy’s choreographische Einfälle gut umsetzte.

„Aida“ ist nicht das Happy-Musical par excellence, sondern eher düster, stimmungsvoll und traurig. Dank dem ein oder anderen Ohrwurm Elton John’s und einer dramatischen Liebesgeschichte ist es aber allemal einen Besuch wert.

von Andrea Martin

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